• Reisetagebücher

     

    Nimm nur Erinnerungen mit, hinterlasse nichts außer Fußspuren.

    Chief Seattle (eigentlich Lushootseed Si'ahl; *1786 / +1866)

  • Reisetagebücher

    "Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens."

    Friedrich Hebbel (*1813 / +1863)

11.-13.08.2021: Lissabon


Aus der Hauptstadt Spanien ein Gastbesuch in der Hauptstadt Portugals. Von 1580  bis 1640 war Spanien Herrscher über Portugal, dann wurde mit der Adelsrevolte des Herzogs von Braganza Portugal wieder selbstständig. Wir ließen aus diplomatischen Gründen die spanische Flagge daheim und Dirk holte sich für seine Sammlung lieber eine portugiesische im Geschäft.

Lissabon liegt am Tejo (Tajo auf spanisch), den wir bereits aus Aranjuez und Toledo kannten. Ursprünglich war Lissabon ein Hafen der Phönizier, später konnten sich die Römer für den strategisch günstigen Platz erwärmen. Unter Julius Caesar erhielt Lissabon als Colonia Felicitas Iulia Stadtrecht. Wie bereits mehrfach beschrieben, fielen 711 die Mauren über die iberische Halbinsel her und auch Lissabon wurde muslimische Gemeinde. Im zweiten Kreuzzug wurde 1147 Lissabon wieder portugiesisch und christlich. Die Hauptstadt Coimbra wurde 1256 zugunsten Lissabons aufgegeben. Um 1500 war Lissabon eine der glanzvollsten Hauptstädte Europas, was sicher zum Großteil dem internationalen Handel der portugiesischen Flotte zu verdanken war. 1755 zerstörte ein großes Erdbeben Lissabon sehr stark und führte zum wirtschaftlichen Niedergang. Ich weiß nicht, ob das zur Entscheidung geführt hat, in Lissabon die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht anzusiedeln.

Lissabon ist in seiner maroden Art trotzdem noch interessant und ein Juwel für geschichtlich Interessierte. Wir nutzten zur Erkundung der doch sehr breitgetretenen Stadt ein Hop-on-hop-off-Ticket und fuhren in den beiden Tagen, die wir hier verbrachten, einige Sehenswürdigkeiten an. Festzuhalten ist, dass sich diese Art der Fortbewegung nicht gut für das Erstellen von Fotos macht. Leider.

Spannend für einen Eisenbahner und Freund des ÖPNV wie Dirk waren die alten Straßenbahnen sowie die "Elevador Gloria", eine Art Standseilbahn. Und spannend war auch das Museu do Combatante (Militärmuseum) mit dem vorgelagerten Monumento aos Combatentes do Ultramar (Denkmal der Veteranen der Überseekriege). Auch Weltkulturerbe gab es zu sehen: Der Torre de Belém (Turm von Belém), eines der bekanntesten Wahrzeichen Lissabons. Ursprünglich war er als Leuchtturm konzipiert und er sollte die portugiesischen Entdecker auf ihren Schiffen in der Heimat begrüßen. Mit dem gegenüberliegenden Turm, den es seit dem Erdbeben von 1755 nicht mehr gibt, konnten aber gegnerische Schiffe ins Kreuzfeuer genommen werden. Am Turm befindet sich die erste Darstellung eines Nashorns (Panzernashorn), welches in Europa bis dahin unbekannt war.

Das Padrão dos Descobrimentos, Denkmal der Entdeckungen, konnte ich leider nur aus einiger Entfernung fotografieren. Andererseits wurde dieses Denkmal an Heinrich dem Seefahrer vom Salazar-Regime errichtet und die Huldigung solcher Typen liegt mir nicht.

Aus der Ferne haben wir auch nur die Statue des Cristo Rei, welche eigentlich in Almada liegt, gesehen. Sie ist mit 28 m Höhe die siebentgrößte Christusstatue der Welt. Sie wurde nach dem brasilianischen Vorbild gebaut und 1959 eingeweiht.

Wem auf den Bildern etwas amerikanisch vorkommt: Die Hängebrücke über den Tejo nach Almada ähnelt der Golden-Gate-Bridge von San Francisco. Die Brücke des 25.April wurde 1966 fertiggestellt und ist 3,2 km lang, davon 2,278 km über dem Tejo. Sie ist die drittgrößte kombinierte Eisenbahn-/Straßenbrücke in Hängebauweise weltweit. Sie diente in dem James-Bond-Film "Im Geheimdienst ihrer Majestät" von 1969 als Kulisse.

Wo Dirk erst mal nicht zu begeistern war: Evi wollte in das Museu Nacional do Azulejo, dem heiligen Gral und Tempel für alle Fliesentischbesitzer und Kachelfetischisten. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass das Museum tatsächlich mehr als ein Hort für Fanatiker der quadratischen Steingutplatten ist. Die Vielzahl historischer Fliesen, die unterschiedlichen Dekorationen und die geschichtliche Entwicklung bis in die Neuzeit sind eine sehr interessante Erfahrung. Das Museum wurde 1960 in dem ehemaligen Klarissinen-Kloster Madre de Deus  errichtet und im Museum befindet sich noch eine prachtvolle Kirche. Für alle Lissabontouristen also eine unbedingte Empfehlung, selbst wenn man keine Fliesen mag.

In den zwei Tagen haben wir leider nicht alles sehen könne, aber der Wunsch, noch einmal zurück zu kommen und mehr Zeit für die Besichtigungen mitzubringen ist auf jeden Fall da.

Noch eine freche Anmerkung zur portugiesischen Sprache: Es liest sich wie defektes Spanisch und klingt wie genuscheltes Rumänisch. Allerdings können wohl Spanier mit Portugiesisch wenig anfangen, wogegen Portugiesen Spanisch besser verstehen. Mit viel gutem Willen konnte man allerdings portugiesische Begriffe einigermaßen lesen. Und wir sind mit Englisch immer weiter gekommen, auch wenn es manchmal in Pantomime ausuferte.

Nach oben